Zum Glück sind Wetterprognosen inzwischen sehr präzise und Gewitterwarnungen werden meist früh genug ausgesprochen, sodass du deinen Campingurlaub unbeschwert genießen kannst. Doch was passiert, wenn dich doch ein Gewitter unerwarteterweise erreicht? Zelten bei Gewitter erfordert einige Maßnahmen, die du so schnell wie möglich in die Tat umsetzen solltest.
Ist es gefährlich, bei Gewitter zu zelten?
Die am häufigsten gestellte Frage klären wir direkt vorab und haben keine guten Nachrichten für dich: Ein Zelt bietet dir leider keinen Schutz vor einem Blitzeinschlag – unabhängig davon, ob du auf einem Campingplatz unterwegs bist oder in der Wildnis zeltest.
Hinzu kommt neben einem Blitzeinschlag noch Starkregen, der Wasser am Ufer eines Sees oder Flusses übertreten lässt oder den Boden, auf dem dein Zelt steht, einweicht. Hagel solltest du auch nicht unterschätzen, genau wie starken Wind.
Suche dir auch bei Gewitter im Dachzelt eine Alternative. Zwar bist du hier vor Überschwemmungen sicher, aber auch das Dachzelt schützt dich ebenso wie ein Zelt nicht vor einem Blitzeinschlag.
Gleiches gilt für Wohnwagen, da diese oft keinen metallischen Rahmen besitzen. Ein Wohnmobil hingegen bietet dir durch seinen faradayschen Käfig Schutz. Hast du allerdings ein Wohnmobil mit Hubdach, fehlt hier der metallische Rahmen. Begib dich dann während des Gewitters in die Fahrerkabine.
Wie bereite ich mich auf Gewitter beim Zelten vor?
1. Beobachte das Wetter
Wird die Luft etwas drückender und ziehen dunkle Wolken auf, ist dies vor allem in den Sommermonaten ein Anzeichen für ein aufziehendes Gewitter. Zudem deutet ein plötzlicher Temperatursturz oft auf nichts Gutes hin. Je nachdem, wo du dich befindest, gilt es jetzt Maßnahmen zu ergreifen.
Hörst du schon aus der Ferne das Grummeln des Donners, dauert es wahrscheinlich nicht allzu lange, bis dich das Gewitter erreicht. Die Faustformel: Zähle die Sekunden, die zwischen Blitz und Donner verstreichen und multipliziere die Sekunden mit 340. Verstreichen zehn Sekunden, ist das Gewitter 3,4 km entfernt.
Ist das Gewitter weniger als zehn Kilometer entfernt, solltest du bereits versuchen, dich in Sicherheit zu bringen und gefährliche Regionen – wie etwa unter einem Baum oder Gewässer – meiden. Hörst du 30 Minuten lang keinen Donner, kann Entwarnung gegeben werden. Dann gilt das Gewitter als überstanden.
2. Sichere dein Zelt
Während eines Gewitters sind Starkregen und heftiger Wind keine Seltenheit. Hier ist die Abspannung des Zeltes besonders wichtig, die du auf jeden Fall nochmal überprüfen solltest. Hilfreich ist unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Zeltaufbau. Trenne ggf. Kabel – wie etwa von einer Gefrierbox – vom Strom und entferne gespannte Leinen für Wäsche oder Sonnensegel von naheliegenden Bäumen. Packe die wichtigsten Dinge ein, die du benötigst, während das Gewitter über dich zieht. Dazu gehören warme Kleidung, eine Taschenlampe oder Campingleuchte, deine Autoschlüssel oder andere Wertsachen. Eine gute Möglichkeit ist es, eine kleine Tasche bereits griffbereit zu haben, wenn die Wetterprognose auf Gewitter steht.
3. Suche dir einen Zufluchtsort
Die sicherste Option ist es, das Zelt zu verlassen. Das ist vor allem auf einem offiziellen Campingplatz meist kein Problem. Hier hast du sanitäre Anlagen oder andere Gebäude, die dir Schutz bieten und mit Blitzableitern ausgestattet sind. Gerade auf Campingplätzen findest du oft Informationen zum richtigen Verhalten während eines Gewitters.
Prinzipiell gilt: Im Auto bist du während eines Gewitters aufgrund des faradayschen Käfigs sehr sicher. Hast du die Möglichkeit, in kurzer Zeit dein Auto zu erreichen, weiche auf dieses aus. Es bietet dir nicht nur Schutz vor einem Blitzeinschlag, sondern auch vor Hagel, extremen Wind und Starkregen. Vergiss nicht, alle Türen und Fenster zu schließen.
Wie verhalte ich mich richtig bei Gewitter im Zelt?
Hast du keine Ausweichmöglichkeiten, weil du beispielsweise Wildcampen bist, verraten wir dir Tipps, wie du ein Gewitter sicher überstehst. Auch hier gilt es, das Wetter zu beobachten und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
1. Wähle vorausschauend den Standort deines Zeltes
Schon bei der Standortwahl deines Zeltes solltest du ein mögliches Gewitter im Hinterkopf haben. Vermeide ungeschützte Stellen auf Hügeln oder anderen Erhebungen. Achte darauf, dass dein Zelt auf freier Fläche nicht der höchste Punkt ist. Stelle dein Zelt jedoch nicht unmittelbar neben den höchsten Punkt. Vermeide die Nähe zu Bäumen. Halte stets einen Sicherheitsabstand – ungefähr in Höhe des Baumes, falls dieser bei starkem Wind und Gewitter umkippt oder Äste verliert.
Stelle dein Zelt außerdem nicht in Ufernähe von Seen oder Flüssen auf, da diese während eines Gewitters von starkem Regen überlaufen können. Zudem ist es möglich, dass Blitze über Wasser geleitet werden. Daher ist es zudem wichtig, nicht den tiefsten Punkt für dein Zeltlager zu wählen, da dort sonst das Wasser hineinfließt.
Wichtig ist es, das Zelt sicher abzuspannen, um es vor starkem Wind zu schützen.
2. So verhältst du dich bei Gewitter im Zelt
Bleibt dir keine andere Möglichkeit und du musst bei Gewitter zelten, beachte bitte folgende Verhaltensmaßnahmen. Versuche jedoch immer, eine Alternative zu finden – das Zelt sollte die letzte Wahl sein!
- Lege metallische Gegenstände wie Wanderstöcke und Kochgeschirr weit genug von dir entfernt weg – am besten nach draußen in einen wasserdichten Beutel.
- Bleibe in der Zeltmitte und vermeide Kontakt mit Zeltstangen und –wänden, sowie weiteren Personen.
- Setze oder lege dich nicht hin. Gehe in die Hocke und umfasse mit deinen Armen deine Beine. Deine Füße sind dabei dicht aneinander, genau wie deine Beine. Schlägt ein Blitz ein, wird dieser über den Boden geleitet. Durch diese Position bist du am besten geschützt, weil du so am wenigsten Kontakt zum Boden hast.
- Achte darauf, dass der Untergrund, auf dem du stehst, trocken ist – Feuchtigkeit kann den Blitz leiten.
- Bewahre Ruhe und warte das Gewitter im Zelt in dieser Position ab.
Bist du unterwegs oder hast dein Zelt noch nicht aufgebaut, empfiehlt es sich, das Gewitter erst abzuwarten, bevor du mit dem Zeltaufbau beginnst. Versuche in diesem Fall einen Unterschlupf wie eine Hütte, Höhle oder einen Felsvorsprung zu finden und begib dich in die oben beschriebene Position. Halte Abstand zu Felswänden und positioniere dich beispielsweise in der Mitte einer Höhle. Ähnliche, weniger gefährliche Orte sind Mulden – also tiefer liegende Punkte im Gelände, die jedoch nicht Gefahr laufen, von Überschwemmungen betroffen zu sein. Halte in jedem Fall genug Abstand zu anderen Personen, wenn möglich drei Meter.
Das Zelten bei Gewitter ist leider nicht ungefährlich, da dir ein Zelt keinen Faradayschen Käfig bietet. Weiche bei einem aufziehenden Gewitter auf andere Möglichkeiten aus und sichere dein Zelt vorsichtshalber noch einmal ab. Bist du in der Wildnis unterwegs, orientiere dich an unseren Tipps, um dich bestmöglich vor einem Gewitter zu schützen.