Wildcampen in Europa – Was ist wo erlaubt?

Die Regeln der beliebtesten Urlaubsziele Europas.

Gerade in der Camping-Hochsaison, wo sich ein überfüllter Campingplatz an den nächsten reiht, träumst du vielleicht auch davon, dein Zelt ganz weit abseits des Trubels aufzubauen. Dass das Übernachten in der Natur in einigen europäischen Ländern einfacher ist, als das Wildcamping in Deutschland ist kein Geheimnis. Doch welche Länder sind am flexibelsten, was das Übernachten in freier Natur angeht und welche Dinge solltest du beachten, bevor du dein Zelt im Wald aufschlägst oder deinen Campervan am nächsten See abstellst? Wir erklären dir die Regeln in den beliebtesten Urlaubsländern Europas zum Thema Wildcampen und Jedermannsrecht.

Jedermannsrecht in Norwegen: Allemannsretten

Das Jedermannsrecht ist in Norwegen seit 1957 im Gesetz verankert. Dies besagt, dass sich jeder zu Erholungszwecken in freier Natur aufhalten kann – und das sogar auf Privatgrund. Natürlich solltest du respektvoll mit der Natur umgehen und keine Spuren hinterlassen. Das bedeutet: Bist du wandern oder schlägst dein Zelt in der Natur auf, solltest du darauf achten, keinen Müll liegen zu lassen und rücksichtsvoll zu sein. Das Wildcampen in Norwegen ist ein besonderes Erlebnis. Durch die wunderschöne Landschaft genießt du morgens die schönsten Aussichten.

Du darfst in Norwegen zwei Nächte an derselben Stelle dein Zelt aufstellen. In entlegeneren Orten kannst du auch ruhig länger stehen bleiben. Bist du auf Privatgrund, solltest du einen Mindestabstand von 150 Metern zum nächsten Haus einhalten. Wenn du länger als zwei Nächte stehen bleiben möchtest, ist es wichtig, um die Erlaubnis des Grundbesitzers zu bitten. Mit deinem Campervan darfst du für maximal eine Nacht an der selben Stelle auf einem Parkplatz oder am Straßenrand übernachten. Zudem ist das Feuer machen in den Sommermonaten vom 15. April –15. September aufgrund der Trockenheit nicht gestattet.

Blick auf einen Fjord in Norwegen
In Norwegen gilt das Jedermannsrecht und du kannst meist frei entscheiden, wo du übernachten möchtest

Jedermannsrecht in Schweden: Allemannsrätt

Das Jedermannsrecht in Schweden ist dem in Norwegen sehr ähnlich. Wichtig ist, die Natur zu respektieren und kein Privateigentum zu zerstören. Achte nur darauf, wenn bestimmte Plätze explizit ein Campingverbot aussprechen. Dies ist immer gekennzeichnet, wie etwa in Naturparks oder an Badestränden. Dein Zelt aufschlagen kannst du ansonsten überall, wo du möchtest – halte nur immer genügend Abstand zu Sehenswürdigkeiten oder Wohnhäusern. Bist du mit einem Campervan unterwegs, kannst du ihn ebenfalls auf einem Parkplatz oder am Straßenrand zum Übernachten abstellen. Ausnahmen kann es hier durchaus geben, dies ist aber gekennzeichnet.

In Schweden darfst du sogar für den Eigenbedarf mit Handgerät angeln. Sehr praktisch, wenn du direkt an einem See zeltest. Möchtest du jedoch den Fisch direkt über offenem Feuer zubereiten, solltest du dich vorab informieren, ob dies aktuell erlaubt ist. Fällt der Sommer sehr trocken aus, kann es zu temporären Verboten kommen.

Wildcampen in Dänemark

Im Gegensatz zu den nördlichen Nachbarländern ist Dänemark strenger, was das Wildcampen angeht. Hier gilt ein generelles Wildcampingverbot. Jedoch hat Dänemark etwa 40 ausgewiesene Waldgebiete mit mehreren Zeltflächen als Wildcamping-Gebiete deklariert. Hier dürfen pro Platz maximal zwei Zelte mit drei Personen je Zelt für eine Nacht aufgestellt werden. An einigen dieser Plätze wird eine geringe Gebühr erhoben. Außerdem gilt hier auch wieder, dass du den Platz so hinterlässt, wie du ihn vorgefunden hast. Das Übernachten mit dem Campervan ist nur zum Wiederherstellen der Fahrtüchtigkeit erlaubt oder du holst eine Erlaubnis bei Privatplätzen ein.

Strand in Dänemark beim Sonnenuntergang
Wildcampen in Dänemark ist verboten

Wildcampen in Schottland: Scottish Outdoor Access Code

Der Scottish Outdoor Access Code erlaubt es dir – ähnlich wie beim Jedermannsrecht – frei in der Natur zu stehen. Bei so großartigen Kulissen und Landschaften wie in den schottischen Highlands ist das Wildcampen ein richtiger Traum. Beachte hier jedoch die im Access Code festgelegten Regeln. Diese besagen, dass du die Natur respektierst und umweltbewusst handelst. Das bedeutet, du hinterlässt keinen Müll, respektierst Flora & Fauna und deine Mitmenschen. Zudem ist das Wildcampen in Schottland in Naturschutzgebieten, Nationalparks sowie auf landwirtschaftlichen Flächen verboten. Ausnahmen bestehen auch in sehr beliebten Touristenregionen wie Loch Lomond. Achte darauf, nicht länger als zwei bis drei Nächte an der gleichen Stelle dein Zelt aufzuschlagen und lieber in kleineren Gruppen unterwegs zu sein.

Mit dem Wohnwagen darfst du auf Parkplätzen oder am Straßenrand übernachten, halte auch hier genug Abstand zu Wohngebieten sowie von der Straße, damit du keine Gefahr für andere darstellst. Auf privaten Grundstücken solltest du mit dem Campervan um Erlaubnis bitten.

Wildcampen in der Schweiz

Ähnlich wie in Deutschland hat jede Gemeinde oder jedes Kanton seine eigenen Gesetze zum Thema Wildcampen in der Schweiz. Prinzipiell ist das Zelten in den Bergen allerdings nicht verboten. Das gilt auch für Privatgrundstücke mit Erlaubnis des Eigentümers. Im ganzen Land flächendeckend nicht erlaubt ist jedoch das Campen in Naturschutzgebieten oder Nationalparks, sowie in Jagdgebieten. Informiere dich entsprechend vorab, welche Regeln in dem jeweiligen Kanton gelten, damit du unbeschwert dort dein Zelt aufschlagen kannst. Auch in deinem Campervan darfst du auf Parkplätzen übernachten, jedoch solltest du dein Campingequipment nicht zu sehr ausbreiten.

Wildcampen in Österreich

Auch in Österreich regelt jedes Bundesland die Bestimmungen zum Wildcampen unterschiedlich. In Bundesländern wie Kärnten oder Tirol musst du mit hohen Strafen rechnen. Andere Bundesländer wie Oberösterreich oder Vorarlberg sind dagegen nicht ganz so streng. Hier ist das Zelten in entlegenen Gegenden und oberhalb der Baumgrenze oft erlaubt. Informiere dich vor deiner Reise in den jeweiligen Bundesländern und Gemeinden. Damit du aufgrund von Müdigkeit beispielsweise deine Fahrtüchtigkeit wieder herstellen kannst, darfst du ähnlich wie in Deutschland in deinem Campervan übernachten.

Berggipfel in Österreich
In Österreich regelt jedes Bundesland die Gesetze zum Wildcampen individuell

Wildcampen in Spanien

In Spanien regelt jede Gemeinde die Vorschriften zum Thema Wildcampen individuell. Zelten ist mit einer Erlaubnis auf privaten Grundstücken erlaubt, auch in höher gelegenen Regionen wird es toleriert. In Spanien ist das Schlafen im Campervan in bestimmten Regionen erlaubt, wenn du dich nicht breit machst. Das bedeutet, du solltest nicht dein komplettes Campingequipment wie Tisch und Stühle auspacken, sondern dich etwas bedeckt halten. Hierzu zählt zum Beispiel die Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit. Informiere dich vorab über dein jeweiliges Reiseziel, da hier jede Region andere Regelungen zum Thema Wildcampen in Spanien hat.

Wildcampen in Portugal

Auch wenn Portugal mit seinen wunderschönen, wilden Küstenabschnitten Reisende mit Campervan nur so anlockt, solltest du vorsichtig sein, was das Wildcampen angeht. Beachte, dass es in Naturschutzgebieten und anderen geschützten Gegenden verboten ist, das Wohnmobil abzustellen. Ein Großteil der Küste – wie etwa die beliebte Algarve – zählt zu Naturparks. Hier ist das Abstellen deines Wohnmobils über Nacht demnach nicht erlaubt. Du darfst meist für maximal 48 Stunden an der selben Stelle mit deinem Wohnmobil stehen.

Beachte allerdings, dass nur bestimmte Wohnmobile in dieser Regelung eingeschlossen sind, nämlich die vom Institut für Mobilität und Transport (IMT) zugelassenen Wohnmobile. Viele Parkplätze werden nach und nach mit Verbotsschildern versehen, wodurch sich das Abstellen deines Fahrzeuges über Nacht als etwas schwieriger gestaltet. Da sich die Regeln diesbezüglich in Portugal aber recht häufig ändern, solltest du dir alternativ einen der vielen offiziellen Campingplätze heraussuchen und in der Hochsaison vorab deinen Platz reservieren. Du findest in Portugal viele naturbelassene Campingplätze, auf denen du es dir richtig gemütlich machen kannst. 

Küste in Portugal an der Algarve mit Holzsteg
In Portugal ändern sich die Regelungen zum Thema Wildcampen regelmäßig

Regeln zum Thema Wildcampen in Europa fallen in jedem Land sehr unterschiedlich aus. Schaue vorab, wohin dich deine nächste Reise führt, und mache dich mit den dort geltenden Gesetzen vertraut. So kannst du deinen Roadtrip oder deinen Wanderurlaub in vollen Zügen mit wundervollen Landschaften genießen und läufst nicht Gefahr, eine hohe Strafe zahlen zu müssen.